Tag
26: Für welche Anteile von dir schämst du dich? Wie sieht dein
Schattenselbst aus?
Das erste, was mir dazu eingefallen ist, ist nicht mehr
hundertprozentig aktuell – oder, zumindest kommt es nicht mehr so
oft vor, wie früher.
Aber… ich kann ziemlich eifersüchtig sein.
Und dafür schäme ich mich schon ein bisschen, weil ich es echt ein
undankbares und unangenehmes Gefühl finde.
Vor ein paar Jahren aber vor allem noch, da bin ich öfter mal
eifersüchtig geworden. Und zwar gar nicht so sehr im romantischen
Sinne, dass ich dachte, dass Karo mich betrügt. Viel stärker war
die Eifersucht wenn ich das Gefühl hatte, dass Karo jemand anderen
mehr in ihr Leben lässt als mich. Ich hab mich dann immer ganz
bitter gefühlt und in diesen Gedanken hineingesteigert und ihr die
schönen Zeiten mit ihren Freunden gar nicht so gegönnt, wie ich
sollte.
Und ja, dafür gab‘s Gründe, und ja, ich war vor allem unsicher
und verletzt – aber trotzdem schäme ich mich, dass sich das dann
auf diese Art gezeigt hat (und selten immer noch tut).
Ich hab dann aber noch weiter nachgedacht um etwas aktuelleres zu
finden. Besonders auch mit dem Wort „Schattenselbst“ - was ist
das überhaupt? Ich hab beschlossen, es als die Version von mir zu
interpretieren, die ich nur im „Schatten“ zeige – also nur,
wenn niemand hinsieht. Die Seiten von mir, von denen ich nicht will,
dass Licht darauf fällt.
Und das ist glaub ich insbesondere dann der Fall, wenn ich unsicher
bin und mich inkompetent fühle, oder ungelenk und ungeschickt. Immer
dann wenn ich denke, dass ich etwas eigentlich können müsste, was
ich gerade nicht so einfach kann.
Ich mag es überhaupt nicht, inkompetent zu wirken. Wenn ich unsicher
bin, dann verstecke ich das immer. Das geht sogar so weit, dass ich
in fremden Städten im Nahverkehr nicht gern darüber rede, wo wir
wohl aussteigen müssen und wie der U-Bahn-Plan funktioniert oder so.
Dann schäme ich mich nämlich weil die anderen Mitfahrenden, die
selbst aus dieser Stadt kommen, dann ja sehen, dass ich keine Ahnung
habe wie das alles hier funktioniert.
Manchmal ist es auch rein körperlich. Irgendwie hab ich nicht immer
so gute Kontrolle über meinen Körper und wenn ich zum Beispiel aus
einem Fenstersitz im Zug aufstehen muss oder aus einer niedrigen
Autotür klettere oder so etwas ähnliches, dann fühl ich mich dabei
manchmal so wahnsinnig ungelenk und tollpatschig und es ist mir
einfach total peinlich, wenn mir andere dabei zusehen – weil ich
dann so das krasse Gegenteil von elegant bin.
Ganz schlimm ist es, wenn ich etwas wichtiges in meinem Leben
organisieren muss. Wenn ich einen Job suche, oder eine Wohnung, oder
sonst irgendetwas großes und erwachsenes – oder wenn ich zum Arzt
gehen muss und mich nicht gut auskenne, oder einen Termin für etwas
ausmachen muss, was unbekannt ist. Dann weiß ich nicht genau wie
alles abläuft und was die Leute von mir erwarten und was normal ist
und wie es einfach geht, und
dann schäme ich mich total dafür wenn mir das irgendjemand anmerkt.
Ich will kompetent wirken und Bescheid wissen über das was von mir
erwartet wird und wenn ich das nicht tue, verstecke ich das so gut es
irgendwie geht und bin innerlich ganz angespannt und ängstlich, dass
es jemand mitbekommen könnte.
Ja… und das ist mein
Schattenselbst.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen