Dienstag, 22. März 2016

Warum ich Angst habe.

Das was hier folgt habe ich genauso auf facebook eingestellt. Ich hab heute viel nachgedacht und hab Angst vor der Zukunft, und auf facebook gibt es vielleicht Menschen, die anders denken als ich, und bei denen ich noch was bewirken kann. Ich muss es einfach versuchen.
Ich habe Angst.
Was zurzeit in der Welt passiert, ist überwältigend und bedrohlich und frustrierend und einschüchternd.
Teilweise bis zu 20% der Menschen die zur Wahl gehen, wünschen sich hierzulande eine Partei an die Macht, die Dinge sagt, wie man sie wohl kurz vor 1933 überall lesen konnte.
Dinge, die die AfD will, sind zum Beispiel: 
- Täter, die alkohol- oder psychisch krank sind, nicht therapieren, sondern zu reinen Gefängnisstrafen verurteilen
- Alleinerziehende nicht mehr staatlich unterstützen (da "selbstgewählte Situation")
- Wehrpflicht wieder einführen 
- vom Staat finanzierte Fernsehsender einführen
Davon abgesehen wird zum Beispiel der Klimawandel geleugnet, anstatt ihn anzugehen, oder am Antidiskriminierungsgesetz gekürzt - für mich als Lesbe nicht gerade beruhigend.
(Mehr Infos zu all dem gibt es unter anderem in diesem klar strukturiertem Artikel: https://correctiv.org/…/03/14/das-afd-programm-entschluess…/)
Das alles macht mir Angst. Für mich sind das alles Entscheidungen, die ganz grundlegend falsch sind, die uns als Bürger in unserer Mündigkeit einschränken würden, uns kontrollieren und sozial weniger unterstützen, die uns fünfzehn Schritte zurück gehen lassen und aus dem Land, das ich als relativ frei und sicher und gut empfinde, für mich ein dunkles, beängstigendes und rückständiges machen. Eins, in dem ich mich nicht wohl fühlen würde.
Noch nicht so schlimm wäre das, wenn nur ein paar verrückte Leute das gut finden würden.
Schlimm ist es, weil es so viele sind. Weil, rein statistisch gesehen, von den Leuten die mich hier als Freunde haben, bestimmt auch welche dabei sind, die die AfD gut finden. Und das ist es, was mir verdammt Angst macht. Weil es realistisch scheint, dass die AfD noch mehr Macht bekommt.
Und weil für mich als eigentlich immer optimistisch in die Zukunft blickendenen Menschen plötzlich Gedanken an Unterdrückung und Krieg aufkommen.
Nicht weniger schlimm als der Zuspruch zur AfD hierzulande ist für mich der Zuspruch für Trump in den USA. Beide sind für mich komplett auf einer Ebene. Radikale Rechte, die die soziale und gute Arbeit, die in der Politik in Jahrzehnten erreicht wurde, zugrunde richten würden, wenn sie nur könnten.
(Ich hoffe, sie werden nicht können.)
Heute gab es einen Anschlag in Brüssel. Menschen sind gestorben. So wie ständig in anderen Ländern, aber jetzt mal wieder ganz nah bei uns. 
Ich habe Angst, dass das hier auch passiert.
Noch mehr Angst habe ich davor, wie Menschen darauf reagieren, und dass der Fremdenhass und die Rechtsradikalität, aber auch die rechten Gedanken im Kleinen, größer werden.
Ich verstehe, wenn Menschen - auch du, der du das hier vielleicht liest - Angst vor dem Flüchtlingsstrom haben. Es ist beängstigend. Ja. Es ist was großes, was da passiert, und es macht uns als Land Probleme, und wir müssen schauen, wie wir damit umgehen können. Vielleicht müssen wir Einbußen machen.
Aber das ist es eben, was wir tun müssen. Wir können nicht die Augen verschließen und in unserer Angst wütend werden.
Wir können nicht das tun, was unserer Vorfahren vor gerade mal 60 Jahren getan haben.
Es ist gerade mal etwas über 60 Jahre her, dass wir mitten im Krieg steckten, weil unsere Vorfahren - nur zwei, drei Generationen vor uns! - nicht frühzeitig die Warnsignale gesehen haben und für soziale, menschliche, progressive Politiker gestimmt haben.
Ich weiß, Menschen haben Angst. Ich weiß, Menschen sind unzufrieden. Aber verdammt noch mal, wir können uns davon nicht unsere Zukunft verbauen. Wir wollen doch alle glücklich und frei in diesem Land leben. Das wollen wir alle, ob links, rechts, oder irgendwo in der Mitte. 
Aber das können wir nur, wenn wir jetzt nicht die gleichen Schritte gehen wie die Menschen vor uns, als sie Hitler an die Macht setzten.
Und das tun viel zu viele Menschen in diesem Land gerade.
Du, der das hier liest: Pass auf. Informiere dich. Trau dich, dich auch mal mit der Gegenmeinung auseianderzusetzen - sei das eher rechts, oder eher links, das ist egal, es ist wichtig, dass wir das "dagegen" verstehen lernen.
Erinnere dich daran, dass wir schon zwei mal einen Weltkrieg begonnen haben. Wollen wir diese Tradition wirklich weiterführen?
Denke daran, dass auch Deutsche schon in andere Länder flüchten mussten.
Denke daran, dass du an Weihnachten zwanzig Euro für die Menschen in armen Ländern spendest, weil sie dir da einmal im Jahr Leid tun. Es tut weh, diese Menschen jetzt bei uns zu sehen, ja, weil dir ihr Leid weh tut, aber mit deinen zwanzig Euro konntest du sie eben nicht wegkaufen. Sie sind jetzt hier, und wir müssen uns kümmern.
Und verdammt noch mal: Wähl nicht die AfD.

2 Kommentare: